“Die Schlacht von Waterloo, 15 Km von Brüssel entfernt, endete am 18. Juni 1815 mit der endgültigen Niederlage Napoleons. Sie kostete etwa 20.000 Menschen das Leben, über 30.000 wurden verwundet, was oft nur einen späteren, qualvollen Tod infolge von Infektionen bedeutete.
Die Ausplünderung der Gefallenen begann unmittelbar nach den Kämpfen durch überlebende Soldaten, denen sich lokale Bevölkerung anschloss. Begehrt waren neben Wertgegenständen v.a Kleidung und Schuhe. Während rundum noch die Verwundeten schrien, zog man die Toten aus.
In den Wochen nach der Schlacht, wurden die Toten zusammen gesammelt und in Massengräbern verscharrt. Das Merkwürdige: in besagten Massengräbern wurden später ganze zwei Skelette gefunden. Von 20.000. Was war mit den restlichen Toten geschehen?
In den 1830ern explodierten die Preise für Knochenmehl, das als phosphatreicher Dünger auf den Feldern ausgebracht wurde. Knochenmühlen kauften Gebeine en gros auf u stellten keine Fragen. Schon länger nimmt man also an, dass ein Gutteil der Toten zu Dünger verarbeitet wurde.
Im heurigen Sommer hat ein Team von Historikern und Archäologen eine zusätzliche Erklärung gefunden: Für die Filtrierung von Zuckermelasse eignet sich besonders Knochenkohle, die daher bis heute in der Rübenzuckerherstellung verwendet wird.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert kam die europäische Rübenzuckerproduktion in Gang. Um den in großen Mengen hergestellten Rübenzucker zu klären und ihm seine weiße Farbe zu verleihen, waren enorme Mengen von Knochen notwendig.
Die Knochen der Gefallenen, so die These, dürfte also auch im großen Stil zu Klärgranulat für die boomende Zuckerindustrie verarbeitet worden sein, wie der Spiegel berichtete (Nr. 35/91).
Die kleinen Leute wurden buchstäblich bis auf ihre Essenz verwertet. In Erinnerung geblieben sind aber nur diejenigen, die sie in den Tod schickten: der geschlagene Napoleon, der triumphierende Wellington, der siegreiche Blücher.”
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