Unterschied Corona – Grippe

“.. gibt aber auch wesentliche Unterschiede, die sich herausstellen & COVID19 erfahrenen Ärzt:innen auch klinisch auffallen.

Inkubationszeit & Krankheitsentwicklung scheinen bei Influenza schneller & eindeutiger.

Auf einem CT Bild sieht man bei normalen Lungen beinahe symmetrische schwarzen Strukturen von funktionsfähigem Lungengewebe.

Auf d. CT eines COVID19 Patienten mit einer schweren Lungenentzündung (Alveolitis) sieht man, wie das zuvor funktionsfähige (schwarze) Lungengewebe seine Funktion verliert (& weiss wird) & nicht mehr an der Aufnahme von Sauerstoff (O2) teilnimmt.

Ein erster O2-Mangel für die ausreichende Versorgung des Körpers ist die Folge.

Ja, solche Bilder können auch durch andere Erkrankungen entstehen,
aber es gibt viel zu viele Beispiele von jungen COVID19 Patatienten
(mein letzter = 47 J alt) mit solchen für COVID19 typischen Bildern.

Die Ursache für die unterschiedlichen Verläufe scheinen noch nicht gänzlich geklärt.

Davon abgesehen, dass ältere Patient:innen deutlich schwerer betroffen sind, als jüngere, scheint es Risikofaktoren zu geben, die schwere Verläufe begünstigen.

Kommt es zu schweren COVID-19 Verläufen, entwickelt sich dann nach meiner Erfahrung die Verschlechterung auch plötzlich & rapide.

Ein weiteres wesentliches Merkmal von COVID19 ist,

dass die Patient:innen trotz ausgeprägten O2-Mangels häufig keine Atemnot verspüren & z. T. deshalb auch erst spät mit den wirklichen Ausprägung der Erkrankung vorstellig werden.

Die fehlende Atemnot ist dadurch zu erklären, dass #SarsCoV2 nicht nur eine Entzündung an den Lungenbläschen auslöst, sondern auch eine Entzündung an den Innenseiten der Blutgefäße verursacht (Endotheliitis).

Hierdurch kommt es zur Ausbildung von (Mikro-)Thromben & zu einem Umbauprozess in bzw. an den Gefäßen.

Die Folge ist eine Art „Umgehungskreislauf“ (sog. Rechts-Links-Shunt).

Das Blut strömt in den umgebauten & umgelenkten Gefäßen nun an der Lunge vorbei & direkt zurück in den großen Körperkreislauf, ohne zwischenzeitlich in den Lungen mit O2 aufgefüllt worden zu sein.

Die Folge ist eine nochmalige Verschlechterung d. O2-Aufnahme zusätzlich zur Situation im Rahmen der Lungenentzündung.

Da „Atemnot“ jedoch vor allem durch Anstieg von CO2 im Körper vermittelt wird, die Abatmung von CO2 allerdings aus (patho-)physiologischen Gründen weiterhin möglich ist, verspüren diese Patient trotz des O2-Mangels oft keine Atemnot.

Zusammengefasst haben wir nun eine Kombination aus 3 Aspekten:

  1. Durch Lungenentzündung (Alveolitis) wird O2 schlechter aufgenommen.
  2. Durch Umgehungskreislauf wird weniger O2 an d. Blut abgegeben (Re-Li-Shunt).
  3. Durch Bildung kleiner Thromben besteht d. Gefahr, dass sich zunehmend große Thromben bilden und damit eine Durchblutungsstörung auch anderer Organe mit Funktionsausfall begünstigen (u.a. Folge der Endotheliitis).

Müssen Patient:innen beatmet werden, sind d. Beatmungszeiten n. aktuellem Stand meist lang, woraus auch lange Verweildauern a. Intensivstation resultieren.

Im schlechtesten Fall reicht eine künstliche Beatmung nicht mehr aus, um die Patient:innen am Leben zu erhalten.

Dann kann auch eine O2-Gabe über direkte Zuführung in d. Blut (durch ECMO) notwendig werden, was nur speziellen Zentren vorbehalten- & aufgrund verschiedener Ursachen nicht immer möglich ist. Gelingt dies nicht, führt der O2-Mangel od. weitere Komplikationen unweigerlich zum Tod.

Fasst man nun also zusammen, zeigt sich das folgende Phänomen:

durch lange Inkubationszeit, viele Ansteckungen & lange Beatmungszeiten, entsteht ein erhöhtes Aufkommen vieler (Intensiv-)Patient:innen zum gleichen Zeitpunkt in der Klinik und auf Intensivstation.

Hieraus kann rasch eine „Überforderung“ vorhandener Krankenhaus- und Intensivkapazitäten in den Regionen entstehen, wie wir es z.B. aus Spanien, Italien und anderen Ländern kennen und in solch einem Ausmaß von der Influenza bis heute nicht gesehen haben.

Folge ist schlechtestenfalls, durch unerfahrenes, nicht intensivmedizinisches Personal hinzugezogen werden muss, um schwerkranke COVID19 Patient:innen zu behandeln.

Unweigerlich haben diese Paitent:innen in solchen Momenten der Überforderung d.es Gesundheitssystems schlechtere Überlebenschancen.

Um genau dies zu vermeiden, werden FlattenTheCurve, MaskeAuf & HaltetAbstand beworben, denn das ist der Beitrag, den jeder heute leisten kann, um den hier beschriebene Szenario zu verhindern.

Man würde ja auch nicht von Kfz-Mechatronikern erwarten wollen, in Notsituationen einfach als Flugzeugmechaniker zu arbeiten & dasselbe qualitative Ergebnis zu erzielen (obgleich auch er ein Mechaniker ist).

https://twitter.com/casusebastian/status/1325824486868967424
Sebastian Casu
@casusebastian

Notfall-& Intensivmediziner. Früher Rettungsassistent.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *